Auf der Automate 2025 in Detroit hat Siemens eine Erweiterung seines Angebots für industrielle Künstliche Intelligenz mit fortschrittlichen Agenten angekündigt. Eingebettet in das hauseigene Industrial-Copilot-Ökosystem soll diese Technik einen grundlegenden Wandel von KI-Assistenten einleiten.
Statt allein auf Anfragen zu reagieren, führen autonome Agenten proaktiv ganze Prozesse aus – ohne menschliches Eingreifen. Die neue KI-Agentenarchitektur von Siemens verfüge über einen hochentwickelten Orchestrator, so das Unternehmen: Wie ein Handwerker setze dieser einen Werkzeugkasten spezialisierter Agenten ein, um komplexe Aufgaben entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette zu lösen.
Die Agenten arbeiten dabei intelligent und autonom – sie verstehen die Absicht, verbessern die Leistung durch kontinuierliches Lernen und greifen bei Bedarf auf externe Tools und andere Agenten zu. Nutzer behalten dabei die vollständige Kontrolle und wählen aus, welche Aufgaben sie an die KI-Agenten delegieren möchten.
„Mit unseren industriellen KI-Agenten gehen wir über das übliche Frage-Antwort-Paradigma hinaus und schaffen Systeme, die selbstständig komplette industrielle Workflows ausführen können", sagte Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei Siemens. „Indem wir die Automatisierung selbst automatisieren, zielen wir auf Produktivitätssteigerungen von bis zu 50 Prozent für unsere Kunden – und verändern damit grundlegend, was im industriellen Betrieb möglich ist.“
Der Ansatz von Siemens unterscheidet zwischen Industrial Copilots, also den Schnittstellen, mit denen die Nutzer interagieren, und den KI-Agenten, die sie im Hintergrund steuern. Siemens entwickelt zudem digitale Agenten und integriert physische Agenten, einschließlich mobiler Roboter.
Auf diese Weise will man ein umfassendes Multi-KI-Agenten-System schaffen, bei dem die Agenten eng miteinander verbunden sind und zusammenarbeiten. Was diesen Ansatz von anderen unterscheidet, ist die Orchestrierung der Agenten unter Verwendung eines umfassenden Ökosystems. Die Agenten arbeiten nicht nur mit anderen Siemens-Agenten zusammen, sondern können auch mit Agenten von Drittanbietern integriert werden, was ein noch nie dagewesenes Maß an Interoperabilität ermöglichen soll.
Um die Einführung und Innovation weiter zu beschleunigen, plant Siemens die Einrichtung eines Marktplatzes für industrielle KI-Agenten auf dem Siemens Xcelerator Marketplace. Dieser Marktplatz wird es Kunden ermöglichen, nicht nur auf die Siemens-eigenen KI-Agenten zuzugreifen, sondern auch auf solche, die von Dritten entwickelt wurden.
Der Siemens Industrial Copilot liefere bereits messbare Ergebnisse, sowohl in den eigenen Werken von Siemens als auch bei Kunden auf der ganzen Welt. Bei Thyssenkrupp Automation Engineering, wo die Technik weltweit eingeführt wird, haben die Ingenieure Verbesserungen bei der Codequalität und der Entwicklungsgeschwindigkeit festgestellt, so Siemens. Am hauseigenen Standort Bad Neustadt habe der Insights Hub Production Copilot den Fertigungsbetrieb verändert, indem er verstreute Daten in verwertbare Erkenntnisse umwandelt.
„In einer Fabrikumgebung verbinden unsere industriellen KI-Agenten verschiedene Copiloten und automatisieren Arbeitsabläufe über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. So entsteht ein einheitlicher Ansatz, der industrielle KI für jeden zugänglich macht, unabhängig von seinem technischen Hintergrund oder Erfahrungsstand", so Brehm. „Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der industrielle KI-Agenten nahtlos neben menschlichen Mitarbeitern arbeiten und Routineprozesse selbstständig erledigen, während sich Menschen auf Innovation, Kreativität und komplexe Problemlösungen konzentrieren können."